Karl Ulrich Voss,
Burscheid: Meine Leserbriefe 2022/23 im lokalen Einzugsbereich
Stand: Oktober 2023
Zum „Integrierten Entwicklungs- und
Handlungskonzept / IEHK Burscheid 2025“ siehe bei Interesse ferner https://vo2s.de/bu.htm.
Oder Posts auf Ulis Wahlblog, etwa https://uliswahlblog.blogspot.com/2023/08/burscheid-neue-mitte-neues-herz.html
oder https://uliswahlblog.blogspot.com/2020/09/qual-dich-du-sau.html
(2023/57)
26.10.2023
RGA / Burscheider Volksbote, abgedruckt 28.10.2023
Stadtentwicklung; Nadja Lehmann „Engel der Kulturen fordert Frieden ein“
(Ausgabe v. 21.10.2023, S. 23)
Bei manchen Elementen des Burscheider Integrierten
Entwicklungs- und Handlungskonzepts stellt sich ja einigen Bürgerinnen und
Bürgern nachhaltig die Sinnfrage – oder die Frage nach Art. 9 des Rheinischen
Grundgesetzes. Umso erfreulicher, dass zu guter Letzt noch das Projekt „Engel
der Kulturen“ der hiesigen Künstler Carmen Dietrich und Gregor Merten Eingang
fand. Und viele, insbesondere viele junge Menschen aus Burscheid haben es am
20.10. auf dem Alten Friedhof stimmungsvoll eingeweiht. So, wie es sich dort
nach Osten ebenso wie nach Westen öffnet, ist es ein sehr hoffnungsvolles und
heute leider auch bitter notwendiges Symbol.
Es wird sicher auch dann noch stehen und weiter wirksam
sein, wenn – zu einem derzeit noch ungewissen Zeitpunkt – das anfängliche Ziel
unseres Handlungskonzepts angenähert ist: Nämlich die Burscheider Hauptstraße
in ihrer ganzen Ausdehnung zu beleben, also auch hinunter bis zum historischen
Siedlungskern an der evangelischen Kirche.
Quelle etwa:
https://de.wikipedia.org/wiki/
Artikel 9: Wat soll dä Kwatsch/Käu?
Projekt „Engel der Kulturen“
https://www.engel-der-kulturen.de/
(2023/46) 14.8.2023
RGA / Burscheider Volksbote, abgedruckt 15.8.2023
Burscheider Bewegungsparcours; Nadja Lehmann: „Streit geht weiter – Anwohner
nehmen Einladung nicht an“, Bericht v. 14.8.2023
Der Trimmparcours an der Balkantrasse ist sicher sehr gut
gemeint und ist eine interessante, für verschiedene Nutzergruppen attraktive
Installation. Allerdings ist er ganz unbestritten hinsichtlich des möglichen
Geräuschpegels nicht wirklich ausgereift. Und die Standortwahl – drei Meter
hinter den gartenseitigen Balkonen der neuen Wohnbebauung – sie ist gerade kein
Vorbild für transparente und partizipatorische Planung bzw. für das frühzeitige
Einbinden der Betroffenen auf Augenhöhe.
Das sollte unverzüglich nachgeholt werden. Aus meiner Sicht
sollten die Vereine auch von sich aus schon einmal darauf verzichten, an
Wochenenden in Rudeln zum angeleiteten Workout aufzulaufen. Zum Sport gehört
auch etwas Ritterlichkeit. Und das am Freitag versprochene Ausschütten des
Glückshormons Serotonin kann durch das gute Gewissen, anderen gerade nicht
schmerzhaft auf die Füße zu treten, nur vermehrt werden.
(2023/45) 13.8.2023
Kölner Stadt-Anzeiger, Lokalausgabe Leverkusen, abgedruckt 23.8.2023
Stadtentwicklung; Ralf Krieger „Man überlässt die Stadt den Investoren“
(Lokalausgabe Leverkusen v. 11.8.2023, S. 23)
Volle Zustimmung: Leider gibt es ein sehr spezielles und
höchst fruchtbares Biotop aus staatlichen Fördertöpfen, gut vernetzten
Lobbyisten der Bauwirtschaft, der Architekten, der Stadtplaner und der
Investoren. Es ist prinzipiell an dem schönen alten chinesischen Motto "Viel
hilft viel" orientiert. Und es führt zu Planungen, die nicht notwendig
primär am Bedarf der Bürger*innen orientiert sind. Solche Projekte, gerade wenn
sie groß und komplex sind, winken dann die lokalen Gremien gerne einmal
durchgewinkt. Typischerweise schwören sich die Fraktionen auf einen möglichst
einigen, möglichst schlanken und möglichst Bürger*innen-armen Prozess ein. No
more checks, no more balances eben, das zeitweilige Ende der kommunalen
Demokratie.
Es gäbe einen Weg, der die beschriebenen Wirkungen ein
wenig erden kann. Leider ist er trotz vieler überzeugender Ergebnisse wenig
bekannt und auch bei den „Profis“ wenig beliebt: Das sind die – sogar im
Bergischen entwickelten – Bürgergutachten oder Planungszellen.
Quellen etwa:
Bürgergutachten
oder Planungszellen in einem guten
Überblick bei Wikipedia
(2023/42) 17.6.2023
Kölner Stadt-Anzeiger, Lokalausgabe Rhein-Wupper
Burscheider Stadtentwicklung; Peter Seidel: „Große Pläne für die
Montanusstraße“ (Lokalausgabe Rhein-Wupper v. 15.6.2023, S. 36)
Vielleicht wird die kommerzielle Stimmung im Burscheid von
2026 nicht ganz so aufgeräumt sein wie im Stadtentwicklungsausschuss vom 13.
Juni: Ein Drogeriemarkt, der voraussichtlich mit einem systemgleichen Markt in
Rufweite konkurriert, gleichzeitig mit einer Apotheke im gleichen Haus und
deren Schönheits-Segment. Einer Apotheke, die ihrerseits eine bereits gut
etablierte Konkurrenz quer über die Straße vorfindet. Dazu ein Vollsortimenter,
der laut aktuellem Markt-Verträglichkeits-
Sind das gute große Pläne? Irritierenderweise könnte sich
realisieren, was bereits das Integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept von
2016 auf S. 158 nüchtern voraussagte: Die Entwicklung des Areals an der
Montanusstraße werde „auch mit einem SB-Markt nicht auskömmlich“ sein.
Die Kosten werden wir langfristig über gesteigerten Konsum und/oder sinkende
Gewerbesteuer abtragen. Denn irgendjemand muss für eine fehlgeleitete
Allokation zahlen.
Quelle:
IEHK Burscheid 2025 = https://www.burscheid.de/
(2023/41) 16.6.2023
RGA/Volksbote, Lokalausgabe Burscheid, abgedruckt 20.6.2023
Burscheider Stadtentwicklung; Susanne Koch: „Verträge mit Edeka und DM sind
geschlossen“ (Lokalausgabe Burscheid v. 15.6.2023, S. 21)
In der insgesamt sehr kameradschaftlichen Atmosphäre des
Stadtentwicklungsausschusses am 13.6.2023 hätte aus meiner Sicht eine
Unterlage deutlich mehr Aufmerksamkeit und Diskussion verdient, und zwar die
mit Stand 2022 aktualisierte städtebauliche und raumordnerische
Verträglichkeitsanalyse gemäß § 11 der Baunutzungsverordnung, dort
insbesondere die Seite 37. Zu Angebot und Nachfrage steht da ein klares „thumbs
down“ sowohl für einen weiteren Lebensmittelvollsortimenter als auch (!!!) für
einen Drogeriemarkt. Sprich: Es ist nach diesen Kriterien kein zusätzlicher
Bedarf zu erkennen, im Gegenteil eine Marktsättigung. Die Folgen dürften sich
schnell bei den Margen der bisher vernünftig aufgestellten Konkurrenz und damit
beim Gewerbesteueraufkommen zeigen, zumal die Neuankömmlinge auf Jahre ihre
Ersteinrichtung abschreiben können.
Darum wäre Burscheid an dieser Stelle mit einer reinen
innenstadtnahen Wohnbebauung offenbar deutlich besser gedient gewesen.
Vergessen wir's: Die Verträge sind lang geschlossen.
(2023/37) 17.5.2023
Kölner Stadt-Anzeiger Regionalausgabe Rhein-Berg
Stadtentwicklung; Gebäuderiegel an der Friedrich-Goetze-Straße; Beitrag von
Timon Brombach in der Ausgabe v. 15.5.2023, S. 25 („Klimaschützer kritisieren
geplanten Gebäuderiegel“)
Der
IEHK-Planungsprozess hat sehr viele Beteiligte mit materiellem Interesse.
Hilfreich wäre, auch den schlüssigen Rat von nicht unmittelbar eingewobenen
Experten wie vom B.U.N.D. zu beachten – zu den naheliegenden Folgen des
kompakten Gebäuderiegels für das Klima einer Innenstadt, die fast
lückenlos versiegelt ist und thermisch bereits recht belastet. Es geht gerade
nicht nur darum, ob neue Gebäude je für sich aktuelle Energieauflagen erfüllen
werden; das wird schon gelingen. Es geht hier um die ganzheitliche Betrachtung
eines erweiterten Innenstadt-Ensembles und um die gebäudeübergreifenden
Konsequenzen bei Aufheizung, Zirkulation und Zugerscheinungen.
Wünschen würde ich uns
zudem: Ein sogenanntes Baugespann – ein Lattengerüst – nach guter alter
Schweizer Sitte, um die Konturen und Proportionen der Lindwurm-Planung 1:1 im
Raum erfahrbar zu machen, für jede und jeden. Dann wüsste Burscheid schon vor
dem Anrühren des Zements, wie ihm geschieht. Und könnte noch etwas retten, auch
für ein attraktives Stadtbild und für unsere Denkmalliste.
(2023/36) 16.5.2023
RGA Lokalausgabe Burscheid, abgedruckt 17.5.2023
Stadtentwicklung; Artikel von Nadja Lehmann „Gefährdet dieses innerstädtische
Bauprojekt das Klima?“ (Lokalausgabe Burscheid v. 13.5.2023, S. 22)
Der
Stadtentwicklungsausschuss sollte die in der Sondersitzung v. 11.5.
vorgetragenen Bedenken ernst nehmen: Die Innenstadt ist bereits stark
versiegelt; eine kompakte und großvolumige Barriere wird das wachsende
Klimaproblem voraussehbar weiter verstärken. Egal, was immer man später an den
Wänden und auf den Dächern anbringen mag. Und davon abgesehen: Das „Bergische
Haus“ ist kein Gebäudezug. Die Bergische – und Burscheider – Siedlungsstruktur
ähnelt eher einer Streuobstwiese als einer breiten und hohen Stadtmauer. Zudem
würde dieser Riegel die im Stadtbild wichtige traditionelle Achse zwischen der
Kirchen-Zeile, dem Seifahrt-Haus und der Mebus-Hötte, heute Freikirchliche
evangelische Gemeinde, grob aufschneiden, dominieren bzw. überbauen.
Der angekündigte
Bebauungsplan ist de facto die Einladung für ein groß aufgestelltes
Unternehmen; davon wird die Stadt gar nicht mehr zurückkommen. Ganz im Sinne
des arg breitbeinig geschriebenen IEHK: Mächtige Geschäfte, steile Rampen und
nun noch ein kompakter Lindwurm. Das ist nicht die Stadtentwicklung, die mir
heimatlich und bürgerbezogen erscheint.
Anm.:
Lesenswert ist etwa der Beitrag von Hella Nußbaum „Die Bergische Bauweise und
ihre Renaissance um 1900“, in: Stefan Gorißen u.a. (Hrsg.), Geschichte des
Bergischen Landes Bd. II, Das 19. Und 20. Jahrhundert (2016), S. 454ff; weitere
Anm.: Das IEHK hebt unsere Beispiele Bergischer Bauweise sogar grundsätzlich
als ein wichtiges und attraktives Burscheider Asset hervor, siehe S. 23 und
speziell S. 65f (https://www.burscheid.de/
(2023/33) 26.4.2023
Kölner Stadt-Anzeiger Lokalausgabe Rhein-Wupper, abgedruckt 22.5.2023
Fahrrad-Klimatest 2022; Hans-Günter Borowski und Matthias Niewels „Schlechte
Wege und Ampelphasen“ (Lokalausgabe Rhein-Wupper v. 26.4.2023, S. 25)
Burscheid kann schnell
neue Punkte für den kommenden Fahrradklimatest einsammeln, und zwar in den
zentralen Kategorien „Erreichbarkeit“ und „Sicherheit“: Einerseits durch eine
nun endlich barrierefreie Anbindung der Balkantrasse an die Innenstadt – etwa fast
höhengleich über die Montanusstraße. Andererseits mit einer funktionaleren
Lösung für den bisher verwirrenden und nicht ungefährlichen Fahrrad-Slalom in
der mittleren Hauptstraße – z.B. mittels einer durchgehend klar abgegrenzten
Radspur.
(2023/32) 21.4.2023
RGA Lokalausgabe Burscheid, abgedruckt 25.4.2023
Kulturentwicklungsplan Wermelskirchen/Burscheid; Sabine Naber „Kultur schlägt
einen gemeinsamen Weg ein“ (Volksboten-Ausgabe v. 20.4.2023, S. 21)
Eine wesentliche
Wachstumsbedingung für eine gemeinsame Kultur wird neue Transparenz sein:
Einerseits zu den beiderseitigen aktuellen Veranstaltungen, und zwar digital
ebenso wie in ganz traditionellen, gut platzierten Schaukästen. Andererseits zu
den Spielstätten, für die erleichterte Planung von Proben und Aufführungen,
vielleicht auch zu gemeinsam nutzbarem Equipment.
Gut: Es wird weiter
lokale Interessen geben und Wettbewerb soll auch sein, aber eben auch das arbeitsteilige Ergänzen zu
einem größeren und nachhaltigeren Puzzle. Und wenn wir dann die Balkantrasse
als einen künstlerischen „Sendero Luminoso“ oder: als einen „Erleuchteten Pfad“
nutzen können, wenn wir ferner perspektivisch viele jüngste und junge
Künstler*innen auf den Weg schicken können – dann sieht die Zukunft sehr
vielversprechend aus. Öffentliche und nicht-öffentliche Förderung können gerade
in der Kunst nicht schaden: Mehr Moos, mehr los!
P.S.:
"Sendero Luminoso" ist für gewöhnlich in unseren Breiten nicht so
besonders gut angeschrieben, siehe etwa die Historie des peruanischen
Erleuchteten Pfades unter https://de.wikipedia.org/wiki/
Aber der Begriff
gefällt mir hier recht gut, zumal das Interkommunale Entwicklungskonzept
Burscheid/Wermelskirchen (IKEHK 2030) tatsächlich sogar die (physische)
Beleuchtung der Balkantrasse empfiehlt, siehe bei Interesse unter https://www.burscheid.de/
(2023/30) 28.3.2023
RGA Volksbote / Lokalteil Burscheid, abgedruckt: 29.3.2023
Umwelt und Stadtbild; Nadja Lehmann: „Unsere Stadt soll wieder sauberer werden“
(Lokalteil Burscheid v. 28.3.2023, S. 21)
Der Müll muss zuerst
weg – und neuen Müll sollten wir vermeiden. Aber dann sollten wir den Blick
noch etwas weiten: Es gibt einige öffentliche Wegeparzellen in Burscheid, die
werden selten bis nie gekehrt oder gelichtet. Altes Laub stapelt sich in Schichten;
die einzigen, die sich freuen und dynamisch und spitzig ausgreifen, das sind
Haselsträucher & Brombeeren direkt am Wegesrand. Auch das gehört zum
Stadtbild, aber eben nicht zu den erbaulichsten Ansichten. Klar: Der Kreis und
die Stadt können das nicht in beliebiger Häufigkeit und Qualität stemmen, bei
allem anderen, was zu tun und zu finanzieren bleibt. Dort werden halt
freiwillige Patenschaften die einzige Lösung sein.
Beikircher sagt:
"Am schönsten ist’s, wenn’s schön ist!“ Und der Kriminologe weiß: Eine
Umgebung, die auf sich hält, produziert messbar weniger Kriminalität und
Vandalismus. Also: Selbst wer gerne egoistisch unterwegs ist, hat damit ein
prima Motiv für’s Mitmachen. Und am sichtbaren Ergebnis kann man sich das ganze
Jahr lang freuen.
P.S.:
Man könnte sicher auch die „öffentlichen Abfallbehälter“ Burscheids gerechter
verteilen. Bornheim etwa hat m.E. keinen einzigen, Groß-, Klein- und
Berg-Hamberg besitzen zusammen wohl nur einen städtischen Mülleimer; in
Dierath stehen dagegen gleich zwei in gegenseitiger Sichtweite
und mindestens vier weitere gibt’s gratis dazu. Diese
Ungleichverteilung macht sich etwa bei Hundespaziergängen bemerkbar – man trägt
seinen lieben Hunden stundenlang diese olfaktorisch auffälligen Säckchen
hinterher 😉
Die Briefe des General
Ludendorff an seine frühere Ordonnanz Rudolf Peters können zeigen: Burscheid
war mit der Nase dabei, als Weltgeschichte geschrieben wurde. Mitumfasst ist
hier die damals in Deutschland noch völlig ergebnisoffene Phase nach 1914, als
sich sowohl national-konservative als auch national-radikale Kreise mit
Weltverschwörungstheorien etwa des Henry Ford infiziert hatten – speziell nach
den berüchtigten „Protokollen der Weisen von Zion“. Die hatte Ford in seinem
offen antisemitischen Pamphlet „The International Jew – The World’s Foremost
Problem“ weit verbreitet. Ludendorffs Brief v. 8.1.1924 knüpft möglicherweise
genau dort an.
Baldur von Schirach hat
Fords Schrift noch in den Nürnberger Prozessen nach 1945 zitiert, als eine Art
Bibel der jungen Nazis. Die nun aufgetauchte Sammlung verspricht eine hoch
interessante Lektüre und viele neue Einblicke dazu, was damals geschah und ob
und wie man noch hätte gegensteuern können!
Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/
Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/
(2023/14) 7.2.2023
Kölner Stadt-Anzeiger, Lokalausgabe Rhein-Wupper
Frühzeit des Nationalsozialismus; Artikel von Peter Seidel „Briefe von Erich
Ludendorff beim Aufräumen gefunden“ (Lokalausgabe Rhein Wupper v. 4./5.2.2023,
S. 36)
Das war wirklich ein besonderer Dachbodenfund! Gerade die
jüngeren Briefe aus den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg weisen zurück in eine
zumeist vergessene, aber sehr schicksalhafte Phase: Als nämlich sowohl
national-konservative als auch national-radikale deutsche Kreise prägende
Impulse und ideologische Bestärkung aus einer heute unerwarteten Richtung
empfingen – aus der sehr konservativen Elite im Umfeld der damaligen „America
First“-Bewegung. Tatsächlich war Ludendorff, dessen Brief vom 8.1.1924 Herr
Seidel hier zitiert, fasziniert von der Weltverschwörungs-Legende gemäß den
sogenannten „Protocols of the Learned Elders of Zion“ – heute als
gezielte plumpe Fälschung überführt. Der offene Antisemit und Automagnat Henry
Ford hatte sie zunächst in seiner Haus-Gazette „The Dearborn Independent / The
Ford International Weekly“ und sodann in dem vierbändigen Werk „The
International Jew: The World’s Foremost Problem“ effizient verbreitet.
In den Nürnberger Prozessen nach Ende des Zweiten
Weltkriegs hat der "Reichsjugendführer" Baldur von Schirach betont:
Die jungen Nazis hätten Fords Machwerk geradezu als Offenbarung aufgesogen.
Konsequent hatte Ford dann auch die Einleitung zur amerikanischen Ausgabe von
Hitlers „Mein Kampf“ verfasst, hat damit auch eigenes Gedankengut in die USA
re-importiert. Und er hat mit stolzer Brust – wie auch der ähnlich
deutschfreundliche Atlantikflieger Charles Lindbergh – noch im Jahre 1938 (!)
den höchsten deutschen Orden für Zivilisten entgegengenommen, den deutschen
Adlerorden. Also: Hier hat die Weltgeschichte in Burscheid angeklopft; ich
würde diese Briefe sehr gerne einmal durchgehen.
(2023/4) 16.1.2023
RGA / Volksbote, abgedruckt 18.1.2023
Stadtentwicklung; Sabine Naber „Geschichtsverein macht alte Heimat lebendig“
(RGA / Volksbote v. 16.1.2023, S. 21)
Bei der Vernissage am 13. Januar schilderte mir ein
Alt-Burscheider mit leuchtenden Augen die Kastanien-Allee an der
Montanusstraße. Damals konnte es Burscheid leicht mit der weltberühmten Bonner
Kirschbaum-Allee aufnehmen, wenn der Weg zum Bahnhof in Weiß und Rot erblühte.
Hoffentlich findet sich dazu eine schöne Farbaufnahme und
vielleicht sucht Burscheid dann einen Weg „Zurück in die Zukunft“ – nach dem
Opfern ungezählter Klafter Baumholz für seine just ausgerufene „Neue Mitte“.
(2022/47) 20.11.2022
Remscheider General-Anzeiger, Regionalteil Burscheid; abgedruckt 24.11.2022
Musikstadt Burscheid; Nadja Lehmann in der Ausgabe v. 17.11.2022: „Titel
‚Musikstadt‘ lässt weiter auf sich warten“
Sehr schade! Aber selbst für ausgewachsene
Behörden ist die Rechtslage bisweilen schwer zu ergründen. Anfang 2023 wird die
Verleihung der musikalischen Stadtrechte dann wohl wieder auf der Tagesordnung
stehen - und auch entschieden werden.
Bis dahin können wir sicher noch etwas
ermutigen. Ich stehe gerne zu einer Spende für eines der neuen Schilder bereit.
Ganz ohne Widmung drauf. Und von der Charakteristik als musische Stadt wird die
gesamte Bürgerschaft profitieren. Jedenfalls muss dann Burscheid bundesweit
nicht zuallererst als Stauende aus den Verkehrsnachrichten von sich reden
machen. Ehrlich gesagt: Wir haben’s drauf und am Tag des offenen Denkmals
konnte es jeder hören und fühlen.
(2022/46) 18.11.2022
Kölner Stadt-Anzeiger, Lokalausgabe Rhein-Wupper
Stadtentwicklung; Gespräch von Agatha Mazur mit der Buchhändlerin Ute Hentschel
„Es wird Richtung Dienstleistung gehen“ (KStA Lokalteil Rhein-Wupper v.
17.11.2022, S. 36)
Ute Hentschel hat sicher ein selbstbewusstes
Geschäftskonzept. Ob das aber auch für die Burscheider Hauptstraße als Ganzes
gilt, das ist höchst fraglich: "Dienstleistungen"? Es wird wenige
Radtouristen geben, die sich dort frisieren, rasieren oder maniküren lassen
wollen, gerade nicht unter der Woche oder in Gruppen. Leere Geschäftslokale als
künftige "Sahnestücke"? Sicher nicht für eine Parfümerie oder für
andere Anbieter, die mit einem Vollsortimenter und mit einem Drogeriemarkt wetteifern
wollen, künftig fußläufig direkt um die Ecke - und von der Balkantrasse aus
tatsächlich barrierefrei zu erreichen. Wenn überhaupt, dann werden
Billiganbieter florieren, solche, die auch schmale Mieten zahlen.
Und die in der Montanusstraße nun ausgerufene
„Neue Mitte“? Sie mag sogar eine Blütezeit erleben und dann dort „Kaufkraft
binden“. So wie zunächst alle Malls, etwa auch früher unsere Linden-Passage
oder die Rathaus-Galerie in Leverkusen. Aber dann kann es sehr schnell
bröckeln, so wie selbst das Integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept
Burscheids auf S. 158 ebenso ausdrücklich wie düster orakelt: „Eine erste
Wirtschaftlichkeitsberechnung kommt zu dem Ergebnis, dass die Entwicklung des
Areals auch mit einem SB-Markt wirtschaftlich nicht auskömmlich ist.“
Nun, irgendjemand wird bis dahin daran gut
verdient haben und viele weitere Existenzen werden über die Wupper gegangen
sein. Die Planer aber, die ziehen mit ihren bunten Prospekten fröhlich singend
weiter.
Quelle zum Zitat aus dem Burscheider IEHK (dort
S. 158):
https://www.burscheid.de/
(2022/42) 31.10.2022
Kölner Stadt-Anzeiger / Lokalausgabe Rhein-Wupper
Umwelt; „Keine Eile bei Alternativen zum Auto“ von Thomas Käding (Lokalausgabe
Rhein-Wupper v. 27.10.2022, S. 34)
Das ist äußerst irritierend, im Grunde
erschreckend: Das Burscheider Integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept
(„IEHK 2025“) gestaltet ja wesentliche Verkehrsachsen und -flächen neu –
insbesondere die Hauptstraße in allen ihren Zonen und die Montanusstraße, samt
Busbahnhof. Und alles das soll geplant sein ohne ein differenziertes
Mobilitätskonzept? Alternativ: Dieses Konzept sollte schon lange vor der
endgültigen Umsetzung des IEHK wieder überholt sein? Das würde auf das Risiko
erheblicher Fehlinvestitionen hindeuten.
Unabhängig davon: Nach der Grundsatzrede des
Bundespräsidenten vom 28. Oktober, in der er insbesondere den entschlossenen
Wandel zur Nachhaltigkeit anmahnt, hat unser Klimaschutz zumindest eines heute
nicht mehr: Viel Zeit und Weile.
(2022/40) 28.10.2022
Remscheider General-Anzeiger / RGA - Regionalteil Burscheid, abgedruckt
1.11.2022
Interview von Stephan Eppinger mit der Buchhändlerin Ute Hentschel („Die
Innenstadt muss belebt bleiben“; RGA - Regionalteil Burscheid v. 26.10.2022, S.
23)
Sehen wir es nüchtern: Die wirkliche
Herausforderung wird erst kommen. Und zwar mit der Eröffnung der „Neuen Mitte“
in der angrenzenden Montanusstraße. Die Erträge dieses zusätzlichen
Einkaufszentrums plus Rendite für die stattlichen Investitionen dort, die wird
man im Wesentlichen zu Lasten bereits existenter Anbieter generieren müssen.
Paradoxerweise könnte es für die Hauptstraße
aber einige Jahre später eine positive Wendung geben, wenn nämlich das
Montanus-Center bereits erste Abnutzungsspuren zeigen wird. Dann könnten die
kleineren Hauptstraßen-Einheiten mit vitalen Web-Shops moderner, nachhaltiger
und wettbewerbsfähiger aufgestellt sein als Läden mit weiter happigen
Montanus-Mieten, in einem anachronistisch unflexiblen Gehäuse.
Vom traditionellen Burscheider Kern wird dann
hoffentlich noch etwas mehr übrig sein als Geschenkangebote, Gebrauchtwaren und
Altenwohnungen. Ein vernünftiges Ziel des Burscheider IEHK war jedenfalls:
Unsere Hauptstraße soll auch langfristig einen merklichen Teil des
Lebensbedarfs decken können.
P.S.:
Es mag sein, dass das Montanus-Center bereits vor seiner
Eröffnung aus der Zeit gefallen sein wird. Das Burscheider Integrierte
Entwicklungs- und Handlungskonzept (IEHK 2025, Stand Dez. 2016) weist zumindest
erstaunlich offene Vorbehalte der ASS-Planer aus: "Eine erste
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung kommt zu dem Ergebnis, dass die Entwicklung des
Areals auch mit einem SB-Markt nicht auskömmlich ist." (IEHK 2025, S.
158 Abs. 3, siehe https://www.burscheid.de/
(2022/31) 21.9.2022
Remscheider General-Anzeiger / RGA, abgedruckt 24.9.2022
zum Artikel von Susanne Koch „Burscheid soll Namenszusatz erhalten“
(Lokalausgabe Burscheid v. 20.9.2022, S. 23)
Der 11. September mit dem Thema „Musik und
Klang – in Burscheid“ war der beste Beweis: Musik gehört zu unserem
Kompetenz-Profil, man kann sie hervorragend teilen und sie wird dabei mehr. Sie
ist ein lang bewährtes Querschnittsthema und sie kann anderen Burscheider
Besonderheiten nichts wegnehmen, kann sie aber fördern.
Gegen ein einladendes „Musikstadt Burscheid“
auf unseren Ortsschildern habe ich darum nicht das Geringste einzuwenden. Und
weitergehend: Wir können an das begeisternde Musik-, Geschichts- und
Denkmal-Festival mit viel Gewinn und vielen Besuchern noch anknüpfen,
vielleicht schon 2024.
P.S.: Historisch interessant ist: Der Schlebuscher
Notar und Maire bzw. Bürgermeister Jakob Salentin von Zuccalmaglio konnte
die Musicalische Academie gerade in Burscheid gründen und stabil
erhalten; mitursächlich war offenbar eine erhebliche Schnittmenge mit dem
vorher von Johannes Löh initiierten Leseverein. Tatsächlich hat Zuccalmaglio
eine parallele Gründung dann auch in Schlebusch versucht - allerdings ist die
dortige Academie bereits Mitte des 19. Jahrhunderts wieder abgestorben. Man
könnte folgern: Burscheid zeigt mit seinem ja noch immer vital bestehenden
Bürger-Orchester einen besonders fruchttragenden Boden ;-)
(2022/30) 20.9.2022
Kölner Stadt-Anzeiger Leverkusen, abgedruckt 29.9.2022
zum Artikel von Hendrik Geisler ‚Beiname „Musikstadt“ soll offiziell
werden" (Lokalausgabe Rhein-Wupper v. 20.9.2022, S. 25)
Was der Bürgermeister zum Auftakt des
Burscheider Musik-, Geschichts- und Denkmal-Festivals am 11. September gesagt
hat, das haben engagierte und interessierte Bürger*innen sofort einmütig
bewiesen: 'Musik machen, das kann man auch anderswo – aber die eine Musikstadt
im Rheinisch-Bergischen, das ist und bleibt Burscheid!' Und Burscheid ist nicht
von ungefähr sehr vitaler Sitz des traditionsreichsten deutschen
Bürger-Orchesters, der Musicalischen Academie von 1812.
Drum dürfen wir die Musik gerne auch einladend
auf unsere Stadtschilder schreiben. Dass Burscheid auch sonst etwas zu bieten
hat – dem tut diese breit beseelte Begabung keinen Abbruch.
P.S.
In der Anlage finden Sie ein i.J. 1893 in Burscheid geschriebenes, allerdings
sehr lange verschollenes Heimatlied. Im Zusammenhang mit dem 11.9. hat es eine
neue Strophe erhalten (rot eingefügt). Sollten Sie Interesse an einem Beitrag
zum historischen Kontext dieses Liedes und vergleichbarer „Konkurrenten“ haben,
speziell des zeitgleichen Solinger Liedes („Wo die Wälder noch rauschen…“),
dann melden Sie sich gerne. Anm.: Beide Lieder gehen auf einen Impuls des
Oberpräsidenten der preußischen Rheinprovinz, Berthold von Nasse, zurück, der
in Solingen dann auch noch eine besonders patriotische und schlagkräftige
"Kaiserstrophe" nachbestellte.
(2022/22) 6.6.2022
Remscheider General-Anzeiger / RGA
zum Artikel von Nadja Lehmann „Plattform gerät in die Warteschleife“ (RGA /
Volksbote v. 2.6.2022, S. 23)
Die Plattform kann für Burscheid zu einem neuen
Groschengrab geraten: Wenn die Stadt ihren nächsten Verwendungsnachweis zu den
Landesfördermitteln einreicht, dann kann die Bezirksregierung die Planer sehr
ernsthaft beim Wort nehmen: „Ist nicht ein besonders integriertes Konzept
angekündigt? Mit einem glitzernden Aushängeschild über der Balkantrasse? Ein
Touristen-Anziehungspunkt im Wortsinne?“ Und es kann noch viel ernster werden:
„Warum wurden die offiziellen Empfehlungen für Radverkehrsanlagen – nach Erlass
der Landesregierung ausdrücklicher Teil der Förder-Auflagen – hier offen und in
signifikantem Maße missachtet?“
Sportlich anerkennen muss man immerhin die hohe
Geschwindigkeit, mit der die Rampe aus dem Boden gestampft werden konnte. Trotz
widriger Bedingungen unter Corona, trotz der in Burscheid nach dem 2021er
Jahrhunderthochwasser nach wie vor klaffenden Lücken bei ernsthaften
Verkehrsverbindungen.
Aber die große Eile hat an der Rampe einiges
unvollendet gelassen: Die Absturzsicherung endet bereits, wo der
Niveauunterschied zur Haupt-Trasse immer noch mehr als zwei Meter misst.
Ferner: Am unteren Ende wäre eine Umlaufsperre noch viel wichtiger als oben.
Und es würde sich – gerade nach den schlechten Erfahrungen mit der instabilen
Jahnstraßen-Rampe – sehr dringend empfehlen, das Oberflächenwasser definiert
abzuführen und der bereits gut erkennbaren Erosion schnell Einhalt zu gebieten.
Also: Es gibt viel zu tun. Warten wir es ab?
P.S.:
In dem Artikel heißt es, der ADFC habe das „aus seiner Sicht zu steile
Gefälle der Rampe“ kritisiert. Ich denke, das war hier doch etwas mehr als
eine bloße Ansichtssache, von ggf. interessierter Seite. Tatsächlich sind ganz
objektiv mehrere ERA-Grenzwerte um mehr als das Doppelte überschritten, bei der
Steigungslänge, aber unter Sicherheitsaspekten noch viel wichtiger: beim
Steigungswinkel. Das Landesverkehrsministerium NRW hat das Beachten der
ERA-Baunormen den Bezirksregierungen aber als regelmäßige Förderauflage
aufgegeben, siehe u.a. den einschlägigen Erlass v.
10.6.2011.
Die FGSV, die die ERA erarbeitet und
aktualisiert, hat auf konkrete Nachfrage unter dem 30.5.2022 wie folgt
reagiert:
... Die von Ihnen beschriebene Rampe
[Anm. Voss: mit einem Gefälle von 8 bis 9 % und einer Weglänge von 130m] scheint
nicht im Sinne der ERA ausgeführt zu sein. Die Freigabe des Gehwegs für
Radverkehr (ausschließlich in Schrittgeschwindigkeit) liegt in Verantwortung
der Straßenverkehrsbehörde. Ob sie ausnahmsweise an dieser Stelle vertretbar
sein kann, hängt auch von den möglichen Alternativen ab, die wir aber ohne
Ortskenntnis nicht beurteilen können. ...
Unabhängig davon wäre es nicht so unvernünftig
gewesen, hätte ASS auch die klare Einschätzung des ADFC berücksichtigt.
Nutzerorientierung ist selten falsch, wenn es um frei wählbare
Nutzungs-Häufigkeiten geht. Das könnte man hier nur umgehen, indem man den Weg
unter der Brücke sauber vermauert und so eine Zwangsläufigkeit herstellt. Oder
einen Schlagbaum mit Wegezoll einbaut, wie in der guten alten Zeit.
(2022/21) 4.6.2022
Kölner Stadt-Anzeiger Rhein-Wupper
zum Artikel von Julia Hahn-Klose „Rampe zur Balkantrasse ist fertig“
(Lokal-Ausgabe Rhein-Wupper v. 3.6.2022, S. 25)
Nüchtern betrachtet: Es gab diese prall
gefüllten Düsseldorfer Gold-Töpfe. Um daran zu kommen, hat sich die Stadt eine
schicke, aber oberflächliche Planung aufschwatzen lassen. Das Ergebnis ist
entsprechend. Wie schon beim Gefälle der Rampe hat sich das Planungsbüro auch
bei den Kosten des Aushängeschilds, des selbst hochgejubelten städtebaulichen
Heraushebungsmerkmals „Rampe & Kanzel“ völlig verschätzt.
Vielleicht kann eine Minderausgabe mangels
Kanzel nun für die offensichtlichen Mängel der Rampe umgewidmet werden: Die
Absturzsicherung bis zum Ende führen, dann die unten beim „Einschuss“ in die
Balkantrasse besonders notwendige Umlaufsperre einbauen, die gesamte Rampe
beleuchten, nicht nur die Endpunkte. Und am besten auch das Oberflächenwasser
geordnet abführen und damit die heute schon bemerkbare Erosion mindern, auch
das Herunterkullern von gefährlichen Stolpersteinen auf die Trasse.
Das war’s schon? Leider nein. Weiteres Ungemach
mag von der Bezirksregierung drohen. Fördervoraussetzung war dort das Beachten
der einschlägigen Bau-Normen, darunter auch der offiziellen Empfehlungen für
den Bau von Radverkehrsanlagen. Genau daran bestehen nach aktueller
Einschätzung der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen mit Sitz
in Köln hier allerdings Zweifel. "Habe fertig!", das könnte darum
etwas vorschnell gemeldet sein.
P.S.:
Die FGSV, die die ERA erarbeitet und aktualisiert, hat auf konkrete Nachfrage
unter dem 30.5.2022 wie folgt reagiert:
... Die von Ihnen
beschriebene Rampe [Anm. Voss: mit einem Gefälle von 8 bis 9 % und einer
Weglänge von 130m] scheint nicht im Sinne der ERA ausgeführt zu sein. Die
Freigabe des Gehwegs für Radverkehr (ausschließlich in Schrittgeschwindigkeit)
liegt in Verantwortung der Straßenverkehrsbehörde. Ob sie ausnahmsweise an
dieser Stelle vertretbar sein kann, hängt auch von den möglichen Alternativen
ab, die wir aber ohne Ortskenntnis nicht beurteilen können. ...
(2022/20) 31.5.2022
Kölner Stadt-Anzeiger Leverkusen
zum Artikel von Timon Brombach „Cedisten schwelgten in Erinnerungen“ (Kölner
Stadt-Anzeiger Lokalausgabe Leverkusen v. 30.5.2022, S. 23)
Cedisten-Erinnerungen sind vielschichtig. 1970
etwa war eine offizielle Abi-Feier das absolute No-Go; Lehrer – definitiv kein
ehrbarer Umgang. Wir waren damals etwas spät dran für die Achtundsechziger,
fühlten uns aber mehr als reif genug dafür. Und dann dieser Namenspatron! Ganz
ehrlich gesagt: Von dem durfte man Minderjährigen nicht zu viel erzählen. Dass
er sich im ersten Weltkrieg erfolgreich für den unverzüglichen militärischen
Einsatz von Phosgen stark gemacht hatte – und für den industriellen Einsatz
belgischer Zwangsarbeiter. Sicher kein Nazi der ersten Stunde, aber ein
Technokrat, wie er im Buch stand und steht.
Schließlich die in den späten Sechzigern
experimentell eingeführte Leistungsdifferenzierung in den vielsagenden Fächern
Mathematik, Physik, Englisch und Deutsch: Viele haben sie als Instrument und
Garant einer spezifischen gesellschaftlichen Elite empfunden – und eines stramm
programmierten Lebensweges. Carl Duisberg aber hätte sie viel Freude gemacht.
Und der vorgelagerte IQ-Test wäre ganz im Sinne des amerikanischen
Eisenbahn-Magnaten Leland Stanford gewesen, Stifter der Stanford University und
Ideengeber für den dort später entwickelten bahnbrechenden IQ-Test, den
Stanford-Binet. Seltsam genug – es war wohl genau der Goodwill des CDG als
„Kaderschmiede der rheinischen Technokratie“, der dann in einer sich
verändernden Wohn-, Wirtschafts- und Schulsituation vor dreißig Jahren das Ende
dieser Leverkusener Institution eingeläutet hat. Wo man übrigens zeitweise an
eine Umbenennung gedacht hatte.
Mein Deutschlehrer hat mir Jahrzehnte nach dem
Abitur das Du angeboten – und wir haben nicht nur einmal gemeinsam gefeiert.
P.S.:
Anbei ein Bild des Namenspatron, handsigniert mit „Dr. Carl Duisberg, 1928“.
1970 stand es bereits viele Jahre lang verstaubt im Werkkeller des CDG. Mit
offizieller Genehmigung durfte ich es dann von dannen tragen.
(2022/10) 23.3.2022
Kölner Stadt-Anzeiger, abgedruckt 7.4.2022
Burscheider Bürgermeisterwahl; Julia Hahn-Klose „Dirk Runge tritt in große
Fußstapfen“ (Ausgabe Rhein-Wupper v. 22.3.2022, S. 25) der nachfolgende
Leserbrief:
Chuzpe vom Feinsten, wie sich lange erfahrene
Burscheider Politiker nun zum Wahlausgang einlassen. Die CDU: Mit dem
einheitlichen Wahlvorschlag habe man „die richtige Wahl getroffen“. Und
die SPD: „Du hättest dich ja aufstellen können!“ Die richtige Wahl war
halt die alles entscheidende Vor-Wahl. Und das Produkt nannte man bei
Ostblock-Wahlen früher gerne „Volksfront“. Kein Wettbewerb, das ist die bei uns
meistens verpönte Form der Konkurrenz – keine Auswahlmöglichkeit oder: das
Kartell.
Gerne auch noch zwei Schmankerl aus der
nüchternen Praxis, das haben die beiden Fraktionsvorsitzenden wohl in akuter
Champagner-Laune zu erwähnen vergessen: Parteien bekommen Wahlkampfkosten
ersetzt, freie Bewerber gerade nicht. Und sollte mal eine Podiumsdiskussion der
Kandidaten in Betracht kommen – hier ja gerade nicht – dann bräuchte man freie
Bewerber dazu nicht mal einzuladen. Mangels Erfolgsaussichten, ist ganz reale
Rechtsprechung.
Dirk Runge, dem ich das durchaus zutraue, hätte
aber nun eine geniale Chance, auch die jüngst noch nicht erreichten drei
Viertel der Burscheiderinnen und Burscheider zu gewinnen, und zwar mit
moderner, vitaler Bürgerbeteiligung. Z.B. über die anderenorts lange bewährten
Bürgergutachten von jeweils ausgelosten und dann fachlich gut instruierten
Bürgerinnen und Bürgern. Das kann viel Geld sparen und sehr viel Akzeptanz
einfahren. Der Weg ist das Ziel und dabei gutes Gelingen!
P.S.:
In Planungszellen bzw. per Bürgergutachten erarbeiten Teams aus ausgelosten
Bürgerinnen und Bürgern nach fachlicher Instruktion Gutachten für komplexe
Gestaltungsaufgaben, z.B. bei der Innenstadt-Gestaltung oder Versorgungs- und
Entsorgungskonzepten. Die Ergebnisse gelingen nach langjährigen Erfahrungen
sehr sachgerecht und effizient und öffentlich ausgesprochen akzeptabel und
nachhaltig. Siehe näher etwa unter https://de.wikipedia.org/wiki/
Dieses Verfahren ermöglicht signifikant
mehr qualitativen Austausch, Input und Mit-Urheberschaft als die von der Stadt
i.R.d. der Werbung für das IEHK 2025 organisierte Bürgerbeteiligung per
Info-Veranstaltungen und Flyer. Das Konzept stammt in seiner deutschen
Ausprägung sogar aus dem Bergischen, von Peter Dienel, seinerzeit
Forscher an der Wuppertaler Universität. Wie gesagt: Der Weg ist das Ziel
(2022/9) 21.3.2022
Remscheider General-Anzeiger / RGA, abgedruckt 25.3.2022
zum Ergebnis der Burscheider Bürgermeisterwahl (Bericht u. Kommentar von Nadja
Lehmann in der Ausgabe v. 21.3.2022, S. 23: „93,43% stimmen für Dirk
Runge" u. „Nun ist Zeit bis 2025“) der nachfolgende Leserbrief:
Wahlen mit völlig absehbarem und dann praktisch
„sozialistischem“ Resultat leiern die Demokratie aus. Sie stärken die Extreme,
wenn diese dann versuchen, den Wirkungsgrad und Nutzen unserer Wahlen eifernd
in Zweifel zu ziehen. Der in Burscheid just eingesparte Wahl-Schweiß unserer
Edlen und die clever erübrigte Rechenschaft für die vergangene Periode, auch
ein nun fehlender, mit klaren Fakten ausgehandelter frischer und breiter
Wählerauftrag, sie könnten sich daher noch bitter rächen.
Indessen kann Dirk Runge – und das ist ihm als
einem unabhängigen Fachmann und erklärten Teamplayer besonders zuzutrauen –
viel davon wettmachen und persönliches Profil aufbauen: Er könnte künftig sehr
wirksame Instrumente der Bürgerbeteiligung einsetzen, z.B. die seit Jahrzehnten
gut erprobten „Planungszellen“ mit Teams blind gewählter Bürgerinnen und
Bürger. Dann wären auch die nächsten fünf Jahre im engen Kontakt mit den
Zielgruppen der Stadtplanung vital genutzt: Eben auf akzeptanzsteigernder
Augenhöhe und im gut durchbluteten Dialog. Dazu wünsche ich ihm alles Glück des
Tüchtigen!
Anm.:
In Planungszellen erarbeiten Teams aus
„blind“ ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern nach eingehender fachlicher
Instruktion Gutachten für komplexe Gestaltungsaufgaben wie Fußgängerzonen,
Abfallentsorgung, Wasser- und Energieversorgung etc. Die Ergebnisse gelingen
nach langjährigen Erfahrungen hoch sachgerecht und effizient sowie - mangels
"gewöhnlicher Verdächtiger" - öffentlich ausgesprochen akzeptabel.
Näheres siehe etwa unter https://de.wikipedia.org/wiki/
Dies ist qualitativ etwas völlig anderes
als die von der Kommune bei der Werbung für das IEHK 2025 organisierte
Bürgerbeteiligung in Info-Veranstaltungen und Flyern. Das Rezept für
Planungszellen oder auch Bürgergutachten stammt in seiner deutschen Ausprägung
sogar aus dem Bergischen, von Peter Dienel, seinerzeit Forscher an der
Bergischen Universität Wuppertal ;-)
(2022/8) 4.3.2022
Kölner Stadt-Anzeiger, abgedruckt 15.3.2022
zum Bild- und Textbeitrag im Lokalteil Rhein-Wupper betr. die anstehende
Burscheider Bürgermeister-Wahl („Konkurrenzlos harmonisch in den Wahlkampf“,
Lokalteil Rhein-Wupper v. 2.3.2022, S. 25; Bild: Britta Berg, Text: ger) der
nachfolgende Leserbrief:
Gar kein Zweifel: Dirk Runge ist eine gute,
sachverständige Wahl und als parteiloser Bürgermeister – wohl der erste nach 1945
– ist er noch mal extra interessant. Aber dass er nun so ganz allein, nur mit
„Ja“ und „Nein“ und ohne jede persönliche Alternative auf unserem Zettel steht,
wirkt das nicht wie ein Armuts-Bekenntnis der Burscheider Parteien-Landschaft?
Eine naheliegende Erklärung: Der
Einheits-Vorschlag soll möglichst ausgewogen jenes eiserne Bündnis in die
Zukunft fortsetzen, zu dem sich unsere Parteien mit dem Integrierten
Entwicklungs- und Handlungskonzept Burscheid 2025 (IEHK) in Treue zusammen geschmiedet
haben. Der Kandidat soll keinem oder allen zugleich gehören. Er wird nun kaum
eine andere Wahl haben, als diese vielschichtig verleimte Bibel orthodox und
buchstabengetreu ins Werk zu setzen. Lebende, offene, streitende und im Verlauf
lernbereite Demokratie sähe wohl anders aus.
Trotz oder gerade wegen dieses Hintergrundes
wünsche ich dem unabhängigen Kandidaten eine gute Hand und eine
sachorientierte, für Burscheid nachhaltige Amtsführung. Die Chance ist da.
(20222/6) 15.2.2022‘
Kölner Stadt-Anzeiger Rhein-Berg
zum Artikel von Julia
Hahn-Klose „Den Garten natürlich gestalten“ (Kölner Stadt-Anzeiger Lokalteil Rhein-Wupper
v. 10.2.2022, S. 36)
Goldrichtig: Grünflächen in der Vertikalen und
Horizontalen fördern die Biodiversität, sie kühlen das Stadtklima, dienen als
Lebensraum für Insekten, sie fangen Wasser auf und können Dürre ebenso wie
Starkregen-Ereignisse mildern. Sie passen damit zu einem beschleunigten
Klimawandel, sie tragen zum Wohlbefinden der Bürgerinnen und Bürger bei und
nicht zuletzt zur Attraktivität unserer Stadt. Der Wettbewerb „Naturoase statt
Schotterwüste“ mit dem griffigen Slogan „Grün statt Grau“ ist also höchst
begrüßenswert.
Aber: Würde sich die Stadt mit ihrem
Eigen-Projekt „Hauptstraßen-Rampe“ bei sich selbst bewerben, dann würde sie in
der Jury jämmerlich scheitern. Denn was früher einmal eine grüne Lunge der
Innenstadt war, dem sind viele Bäume und damit die wesentlichen Lungenflügel
schon längst wegoperiert, einige hundert Quadratmeter Grün werden noch grau
versiegelt werden und die steilen Hänge werden am Ende nur niederes Efeu
tragen. Was soll diese Degradation dann aufwiegen?
P.S.:
Kein Problem, wenn Sie
diesen Brief nicht (auch noch) abdrucken; ich gehöre ja zum Thema Burscheider
Rampe zu den bereits gut bedachten „gewöhnlichen Verdächtigen“.
Allerdings ist das hier
schon ein wenig schräg: Um den Verlust an Biomasse zu kompensieren, die der
Rampe weichen musste, da wird es schon die Größenordnung von mindestens 100
heftig begrünten Hauswänden brauchen. Bei Interesse finden Sie unter https://www.vo2s.de/krasse_
https://www.vo2s.de/bruecke_
und
https://www.vo2s.de/bruecke_
(2022/4) 24.1.2022
Kölner Stadt-Anzeiger Rhein-Wupper
zum Leserbrief „Weder barrierefrei noch familienfreundlich“ im Kölner
Stadt-Anzeiger (Lokalausgabe Leverkusen & Rhein-Wupper v. 22.1.2022) zum
Bericht „Anschluss an die Rad-Autobahn“ (14.1.2022) und zur Notiz „Mann stirbt
nach Sturz auf Balkantrasse“ (28.6.2021, S. 34)
Danke für die eingehende Position des
zuständigen Radfahrer-Vereins zur Burscheider Rampe und für den Abdruck im
Stadt-Anzeiger v. 22.1.2022. Zu Recht weist hier auch die Bildunterschrift auf
das außergewöhnliche Gefälle hin. Diese Rampe war im IEHK Stand Dezember 2016
noch mit 6% Gefälle berechnet und soll nach genauerer Vermessung der
Örtlichkeiten nun „im Mittel“ um 8% abfallen; außerhalb der Einmündungen und
insbesondere im Scheitelpunkt bzw. im Mittelteil der Rampe wird der Wert damit
noch deutlich darüber liegen.
Es braucht nicht sehr viel Fantasie: Ein
ausgewachsener Biker (Gesamtmasse 150-200 kg mit 20-30km/h) trifft auf ein Kind
auf seinem Dreirad (Masse 15-20kg bei max. 3 km/h). Die Folgen werden wir – man
verzeihe meinen Sarkasmus – mit Hansaplast nicht wieder beseitigen können.
Reales Beispiel: Der Stadt-Anzeiger berichtete am 28.6.2021 über den tödlichen
Unfall an der sogar um ca. 2% schwächer geneigten Jahnstraßen-Rampe, als ein
Skater ein Fahrrad überholen wollte.
Wenn die Stadt vergleichbare Fallgestaltungen
nicht auf ihr Gewissen laden will, dann wird sie die künftige
Hauptstraßen-Rampe für Rad- oder Fußgängerverkehr sperren müssen. Dies
entspräche auch den bundesweit gültigen Standards für Radverkehrsanlagen.
(2022/3) 16.1.2022
Kölner Stadt-Anzeiger Rhein-Wupper
zum Beitrag von Julia Hahn-Klose „Anschluss an die Rad-Autobahn“ (Kölner
Stadt-Anzeiger, Lokal-Ausgabe Rhein-Wupper v. 14.1.2022, S. 25)
Gar keine Frage: Im Bergischen sind viele
angestammte Verbindungen steil und an ihrer jeweiligen Stelle alternativlos –
an den Hängen des Wuppertales etwa, von Blecher nach Altenberg hinab oder von
Oberburg nach Unterburg. Aber zur neuen Burscheider Rampe, da gibt es ja direkt
neben dem Bus-Büdchen an der Montanusstraße schon lange eine deutlich
funktionalere Alternative: Zu den höchstens halben Kosten barrierefrei und
sicher anzulegen, vorbei sogar an Geschäften und Lokalen, damit auch mit
merkantilem Mehrwert, und in genau gleichem Abstand der Einmündung zur
Hauptstraßen-Brücke. Für eine noch stärker pulsierende Innenstadt kann man
diesen Weg sogar als Spange herüber zur Auffahrt Dammstraße nutzen. Zumal wegen
des Fahrradbusses ja ohnehin deutlich mehr Freizeitradler aus der W’kirchener
Richtung heran rollen.
Vor wenigen Tagen hielt mir eine Burscheider
Ratsdame empört vor: Ohne die Rampe und Kanzel hätten wir doch die ganze schöne
Landesförderung liegengelassen! Nur: Sind Landesmittel nicht ebenso
steuerfinanziert? Und sollten wir tatsächlich für eine große Geste, für einen
glitzernden städtebaulichen Akzent die Gesundheit von Bürgern und Besuchern
jeden Alters aufs Spiel setzen? Mit einem selbst verantworteten Gefälle, das
diejenigen Bau-Normen um mehr als das Doppelte überschreitet, die jedenfalls
außerhalb des Bergischen bundesweit den Stand der Technik markieren?
Das wäre schon ein besonders arger
Schildbürgerstreich – eben auf Kosten Dritter. Im vergangenen Jahr gab es auf
der nicht einmal ganz so krass geneigten Jahnstraßen-Rampe – dort hatte man
seinerzeit aus Kostengründen auf eine flache Tunnellösung verzichtet – den
tödlichen Unfall eines Skaters mittleren Alters. Sobald es nun beim lustigen
Heruntersegeln von der Hauptstraßen-Rampe zu einem ähnlichen Unfall kommt, und
das ist vermutlich nur eine Frage der Zeit und der Nutzerzahl, dann wird man
die Rampe ganz oder zumindest für eine der einander gefährdenden Verkehrsarten
sperren müssen – für Radler, Fußgänger, Skater, Rollatoren oder was auch immer.
Die zitierte Ratsdame wird sich dann entsetzt abwenden und darauf bestehen, man
habe sie einseitig und irreführend beraten.
P.S. / Quellen
Tödlicher Unfall am 27.6.2021 an der
Jahnstraßen-Rampe:
https://www1.wdr.de/
Zu den bundesweiten Normen:
Nach Nr. 3.6 der bundesweit geltenden Empfehlungen für den Bau von Radverkehrsanlagen (ERA,
aktuell ERA 2010; die zitierte Nr. 3.6 ist unter dem o.a. Link auf S. 27
abgedruckt) ist aus Sicherheitsgründen bei gemeinsamer Nutzung durch
Radfahrer und Fußgänger ein maximales Gefälle von 3% zu beachten. Die
ERA besitzen keine formale Gesetzeskraft, das ist zutreffend, aber sie stellen
genau wie DIN-Normen den aktuellen Erfahrungshorizont und den Stand der Technik
dar und sind spätestens bei einem Unfallgeschehen bei der Frage der Verursachung
und Haftung (z.B. der verkehrssicherungspflichtigen Kommune) relevant.
Verantwortungsvoller ist allerdings, man respektiert die zugrundeliegenden
weiträumigen Erkenntnisse und wählt von vornherein eine Alternative der
Wegführung, die die sicherheitsbedingten Grenzwerte einhält oder
unterschreitet.
(2021/32) 7.10.2021
Kölner Stadt-Anzeiger / Rhein-Berg
Planungsausschuss 5.10.2021; Aussichtsplattform und Rampe an der
Hauptstraßenbrücke; Hans-Günter Borowski „Plattform ohne Glaswände“ u. Notiz
„Mann stirbt nach Sturz auf der Balkantrasse“ (Lokalteile Rhein-Wupper v.
7.10.2021 S. 36 und v. 28.6.2021, S. 34)
Nach der planerischen
Vision soll ein Ensemble aus einem prestigeträchtigen Skywalk und einer
herausfordernder Rampe unser Burscheid aus dem „städtebaulichen Einerlei
herausheben“. Aber in der harten Realität erweist sich das mehr und mehr als
Schildbürgerstreich: Immer teurer, erfahrungsgemäß halsbrecherisch, besonders
Regress-riskant, auf 100 Jahre unkaputtbar und tatsächlich sinnfrei. Denn da
wäre ja noch eine Alternative, die das alles nicht hat – die kurze und
barrierefrei ausbaufähige Anbindung der mittleren Hauptstraße über die
vorhandene Schnittstelle an der Montanusstraße, zwischen dem heutigen Büdchen
und dem Volksbank-Areal.
Die Stadt wäre gut
beraten, würde sie zur komfortablen Brückenverbreiterung die nach 2016
fallengelassene schmalere „Plattform Nord“ realisieren, gerne auch mit Glas und
Licht, und würde die Stadtmitte völlig barrierefrei auf dieser Seite anbinden,
dann sogar an einigen Lokalen und Geschäften entlang. Aus dieser Richtung kommt
wegen des Radbusses sogar mehr Verkehr als von Opladen herauf. Nach dem
tödlichen Unfall am 26. Juni auf der mit 6% Gefälle noch flacheren (!)
Jahnstraßen-Rampe sollte Burscheid die hochkritische 8%-Variante schnell z.d.A.
schreiben und dabei auch noch haufenweise Landes- und Stadtknete einsparen.
Dies sollte auch nicht zu einer noch ungewissen Zeit später einmal geprüft
werden, wie es auf Nachfrage am 5.10.2021 im Ausschuss hieß – sondern vor
weiteren Horror-Unfällen.
P.S.:
Das Zitat zum
"städtebaulichen Einerlei" stammt von einer Informationsveranstaltung
der Stadt zur Rampe/Plattform am 13.5.2019, und zwar aus der Präsentation von
Frau Gruß-Rinck / ASS-Büro. Siehe zu den Info-Veranstaltungen auch https://www.burscheid.de/
Die o.g.
"Plattform Nord" steht im IEHK 2016 (https://www.burscheid.de/
(2021/31) 6.10.2021
RGA / Bergischer Volksbote, abgedruckt 9.10.2021
Planungsausschuss 5.10.2021; Aussichtsplattform und Rampe an der
Hauptstraßenbrücke (Ausgabe v. 6.10.2021: „Politiker wählen die schlichtere
Variante“)
Am 26. Juni war ein
Skateboard-Fahrer an der Rampe von der Jahnstraße herunter tödlich verunglückt.
Spätestens da hätten im Stadtrat alle Alarmglocken läuten müssen: Denn die
projektierte Rampe, die mit der Aussichtsplattform an der Hauptstraßen-Brücke gekrönt
werden wird, soll mit 8% nochmals signifikant steiler abfallen und sie wird
nicht in einer Geraden auslaufen, sondern am Fuße des Gefälles in
übergeordneten Querverkehr einmünden.
Burscheid würde damit
nicht nur hohe Risiken für Benutzer jeden Alters schaffen – die Stadt liefe
wegen des deutlichen und bewussten Überschreitens einschlägiger Normen auch in
ein kaum abzuwendenes Haftungsrisiko: Nach Nr. 3.6 der bundesweiten Empfehlungen
für den Bau von Radverkehrsanlagen (ERA 2010) liegt der Grenzwert für die
verbundene Nutzung durch Radfahrer und Fußgänger sicherheitshalber bei nur 3%.
Und spätestens im Haftungsfall werden die ERA den hier relevanten Stand der
Technik definieren.
Ein kritisches Licht
wird dann auch auf einen im Ausschuss kurz behandelten Punkt fallen: Auf der
Wermelskirchener Seite der Hauptstraßenbrücke steht in sogar noch geringerem
Abstand von der Brücke eine in jeder Hinsicht überlegene Lösung bereit – völlig
barrierefrei und zu 100% ERA-gerecht ausbaufähig. Dies ist der Weg zur Trasse
zwischen dem Volksbank-Areal und dem heutigen Büdchen, der über die
Montanusstraße und noch dazu an diversen Geschäften und Lokalen entlang schnell
und flach zur mittleren Hauptstraße führt; dieser Weg ist sogar im Burscheider
Entwicklungskonzept auf S. 150 eingezeichnet. Auf Nachfrage in der
Ausschusssitzung: Diese sehr naheliegende und tatsächlich risikofreie Anbindung
werde man vielleicht später einmal prüfen, keinesfalls aber jetzt. Vermisst
werden dort wohl in besonderem Maße „Highlight“ und „Glamour“ oder ein
prickelnder Anklang an den Altenaer Erlebnisaufzug. Man mag auch zynisch sagen:
No risk, no fun!
(2021/09) 4.6.2021
Kölner Stadt-Anzeiger, abgedruckt 8.6.2021
Stadtentwicklung Burscheid; Bericht von Jan Sting „Das Zentrum wird erweitert“
(Lokalausgabe Rhein-Wupper v. 29./30.5.2021, S. 44)
Die Burscheider
Händler-Gemeinschaft sollte nicht lange in schönen neuen Architektur-Bildchen
schwelgen. Besser, sie bemüht belastbaren ökonomischen Sachverstand und zieht
sich schon mal warm an. Für ein Montanus-Center sieht selbst unser städtisches
Entwicklungskonzept 2025 bekanntlich kein dauerhaft tragfähiges
Geschäftsmodell. Dann wird die Hauptstraße auch nicht etwa im Windschatten
einer „neuen Mitte“ vorankommen. Im Gegenteil darf sie einen krassen
Unterbietungswettbewerb erwarten.
Allerdings mag es für
einige Angebote eine spätere Pointe geben: Einzelgeschäfte könnten mit klugem
digitalen Service am Ende sogar besser bestehen als eine weitere klobige Mall.
Die würde dann der Stadt wie ein aus der Zeit gefallener Klotz am Beine hängen.
Architekten brauchen sich daran nicht zu stören; sie ziehen mit ihren bunten
Bildchen einfach weiter.
(2021/07) 11.5.2021
Kölner Stadt-Anzeiger
Corona; Kommentar von Thorsten Fuchs „Freiheit in Sicht“ (Ausgabe v.
8./9.5.2021, S. 4), auch zum Interview mit Hermann-Josef Tebroke „Wir brauchen
einen Neustart“ (Lokalausgabe Rhein-Wupper daselbst S. 41)
Stimmt, die Freiheit
kommt in Sicht. Aber wird dann, wie an Gummifäden gezogen, alles wieder in eine
vorherige Lage zurückschnellen? In Handel und Kultur, bei Kirchen, Vereinen und
Politik? Das ist höchst unwahrscheinlich. Nur ein Beispiel: Wir werden einen
Vorteils- und Lastenausgleich zwischen den sehr verschieden betroffenen
Waren-Verteilsystemen brauchen, zwischen Internetplattformen, Großmärkten und
Detailhandel, zumindest für eine mehrjährige Anpassungszeit. Wir sollten etwa
auch Schule und Tourismus dauerhaft neu und krisenfest organisieren. Denn Covid
'X ist nicht nur nicht unwahrscheinlich. Im Gegenteil begünstigen wir neue
Pandemien derzeit strukturell durch invasive Wirtschaftsformen.
Bei alledem wird die
zweite – eigentlich erste – wesentliche Herausforderung immer mitzudenken sein:
ein deutlich progressiver Klimaschutz. Und welche Phase wäre für im besten
Sinne konkurrierende politische Konzepte und für die Abstimmung der Bürgerinnen
und Bürger richtiger als eben der Wahlkampf einer vitalen Demokratie?
Allerdings hört man hier von solchen mittelfristig angelegten Strategien noch
wenig.
(2021/06) 25.4.2021
Kölner Stadt-Anzeiger, abgedruckt 1./2.5.2021
Stadtentwicklung Burscheid; Bericht und Kommentar von Jan Sting in der
Lokal-Ausgabe Rhein-Wupper v. 24./25.4.2021, S. 42 („Drogeriemarkt in der
Lindenpassage“; „Die volle Dröhnung“)
Da stimme ich völlig
zu: Ein Drogeriemarkt in der Lindenpassage kann für Burscheids angedachte
Montanus-Magistrale bitter werden. Sogar das Integrierte Entwicklungs- und
Handlungskonzept (IEHK 2025) selbst hatte zu dem neu zu errichtenden
Einzelhandelszentrum schon ein ernstes Fragezeichen vermerkt: „Eine erste
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung kommt zu dem Ergebnis, dass die Entwicklung des
Areals auch mit einem SB-Markt wirtschaftlich nicht auskömmlich ist“, so
das IEHK 2025 ausdrücklich auf S. 158. In Angriff genommen wurde es dennoch.
Die Ideen für die Montanusstraße wurden sogar Dreh- und Angelpunkt für viele
andere Planungen – etwa für das Auftrennen des Busbahnhofs auf künftig
verschiedene Plätze oder für die höchst irritierenden Ausführungen des Konzepts
zur Auskömmlichkeit des Netto-Standorts. Nicht ganz fehl geht sicher ferner,
wer auch die himmelstürmende Fahrradrampe zur Hauptstraßenbrücke und die
aussichtslose Aussichtsplattform gerade im Zusammenhang mit einem „neuen
Zentrum Montanusstraße“ sieht: Als eine Art Placebo für die
Hauptstraßen-Ladenlokale gegen eine bald erwartete vielfältige Konkurrenz eben
aus dem „neuen Zentrum“.
Gäben wir die
Montanus-Visionen auf, wäre das sicher zunächst schmerzlich. Auf mittlere Sicht
könnte Burscheid aber eine vielleicht sehr schwerwiegende Planungsruine
vermeiden und einige Bürger/innen würden aufatmen.
P.S.:
Man kann sich einen weiteren Satz des IEHK zum geplanten Geschäftszentrum
Montanusstraße auf der Zunge zergehen lassen, siehe dort S. 156
(Unterstreichung von mir):
„Die Ansiedlung eines Einzelhandelsangebots in integrierter Lage in der
Montanusstraße stellt einen zentralen Aspekt der Innenstadtentwicklung
Burscheids dar. Der Zielvorstellung folgend, das Zentrum der Stadt zu stärken,
kann die Kaufkraft in die Stadt zurückgeholt und durch die Schaffung von
Konkurrenz auch gebunden werden.“
M.E. zeigt das ein naives, jedenfalls unzulässig vereinfachendes
Architekten-Verständnis von Ökonomie. Bei einem insgesamt nur wenig
auszuweitenden Marktvolumen wird der Ausbau auf der Angebotsseite in einem
weiter anziehenden Wettbewerb im Zweifel zu Lasten der wirtschaftlich
schwächeren und weniger modern aufgestellten Angebote auf der Hauptstraße
gehen. Mal ganz abgesehen davon, dass das IEHK nur zwei Seiten weiter selbst
die nachhaltige Wirtschaftlichkeit des neuen Geschäftszentrums in Frage stellt,
siehe obiges Zitat im Leserbrief. Was dann nur durch noch aggressiveren
Wettbewerb und auch nur zeitweise aufgefangen werden könnte.
(2021/02) 16.2.2021
Kölner Stadt-Anzeiger, abgedruckt 1.3.2021
Burscheider Kultur; Beitrag von Jan Sting „SPD engagiert sich für die
Musikschule“ (Ausgabe v. 15.2.2021, S. 24)
Der Zorn ist
verständlich: Burscheid hat eine gewaltige Tradition und Verantwortung für die
bürgerliche Musik; unsere kleine Stadt beherbergt mit der Musicalischen
Academie von 1812 immerhin das älteste deutsche Laienorchester. Damit gute
musikalische Kompetenz in Burscheid zuhause bleibt, müssen wir unsere
Musikschule mindestens so fördern wie viele andere Städte das aus gutem Grund
schon tun. Und wenn’s noch ein bisschen überdurchschnittlich geraten könnte –
auch das könnte der Musikstadt überhaupt nicht schaden!
(2020/31) 25.11.2020
Kölner Stadt-Anzeiger
zum Artikel von Jan Sting „Kurzes Leben der Glasbäume“ (Ausgabe Rhein-Wupper v.
21./22.11.2020, S. 32)
Unser
Stadtbild gewinnt, wenn alle Makrolon-Schirme gefallen sind. Den angepeilten
mediterranen Flair und Charme haben sie nie versprüht. Sie taugten nicht gegen
Regen, nicht gegen Sonne und haben den Blick auf eine der schönsten Burscheider
Häuserzeilen verstellt.
Ein
kurzes Leben, in der Tat. Vielleicht aber können wir Teile davon recyclen, etwa
an der Rampen-Kanzel. Mit einer kleinen Denkmalplakette, als stumme Mahnung für
die nächsten 100 Jahre.
(2020/05) 13.2.2020
Kölner Stadt-Anzeiger, abgedruckt 4.3.2020
Integriertes Entwicklungs- und Handlungskonzept für Burscheid; Bericht von Jan
Sting zur Rampe/Kanzel am Radweg („Für die Rampe wird gerodet“, Lokal-Ausgabe
Rhein-Wupper v. 11.2.2020, S. 28)
Der Mehrwert der Rampe
zur Hauptstraße bleibt im Nebel. Seit der Planung mit Stand Dezember 2016 haben
Steigung & Gefälle leider um ein sattes Drittel auf nun nicht mehr
barrierefreie 8% zugenommen - sehr schlecht u.a. für Kinderwagen, Rollstühle
und Fahrräder mit Muskelkraft. Und auch die von den Planern seinerzeit
angepriesene Magnetwirkung der Kanzel fällt bis auf Weiteres flach. Denn trotz
beharrlichster Suche hat sich ja niemand gefunden, der die Kanzel mal
„bespielen“ oder dort ein Stückchen Stadtmitte für den Radweg „inszenieren“
könnte.
Nun muss man sich eines
klarmachen: Die angejahrten Blechbäume an der evangelischen Kirche, die werden
irgendwann vergehen. Aber das Ende der Kanzel und ihrer beeindruckenden Pylone,
das würde kein derzeit lebender Burscheider mehr sehen. Vielleicht kann man
jedenfalls die 300.000€ für die Kanzel in besser sichtbare, sicherere und
nachhaltigere Innovationen umsetzen, etwa in eine Beleuchtung der Balkantrasse
zumindest zwischen Bad und Bahnhof.
(2019/09) 15.5.2019
Bergischer Volksbote, abgedruckt 16.5.2019
lokale Debatte über eine Rampe zwischen Radweg und Burscheider Hauptstraße
(Anhörung am 13.5.2019; Bericht und Kommentar von Jürgen Heimann „Sonst ist die
Innenstadt tot“ bzw. „Die Bürger ernst nehmen“ im Bergischen Volksboten v.
15.5.2019, S. 15)
Mit Licht fängt man
Motten – Mäuse aber aller Erfahrung nach mit Speck. Ein schlüssiger Nutzen der
geplanten Rampe und insbesondere des illuminierten Skywalk ist aber noch gar
nicht dargetan – hier war selbst der Verwaltungschef verblüffend verzagt. Die Rampe
wird mit ca. 8% Steigung und Gefälle auch nicht so direkt barrierefrei und die
Plattform wird eher für Windkraft optimiert sein als für Sonnenschirme. Welchen
Konsum wir damit bei Radlern zusätzlich triggern könnten – und bei welchen
Waren und Dienstleistungen – das ist weder seriös prognostiziert noch auch nur
annehmbar. Rampe plus Skywalk könnten ähnliche Wahrzeichen frustrierter
Planungsziele werden wie unsere tristen Blechbäume am Markt: Sie nutzen nicht,
sie trösten nicht, aber stehen bleiben sie doch.
Unser städtebauliches Konzept kommt besser ohne Rampe und Plattform aus, und dabei ganz ohne die vom Bürgermeister raunend und dräuend beschworene Lebensgefahr für die Innenstadt. Das Geld wäre besser und konsequenter investiert, würden wir die Balkantrasse im Kernbereich der Stadt beleuchten, etwa zwischen Hallenbad und altem Bahnhof. Dazu würde ich sogar eine Lampe spenden. Versprochen.
(2019/08) 14.5.2019
Kölner Stadt-Anzeiger, abgedruckt 21.5.2019
lokale Debatte über Rampe zwischen Radweg und Hauptstraße bzw. zur Anhörung der
Bürgerschaft am 13.5.2019
Manche stilisieren unsere Balkantrasse gerne hoch zu einer Art Lebensader der Burscheider Wirtschaft und Kultur. Das kann sie beim besten Willen nicht leisten. Klug geplant könnte sie allerdings dazu beitragen; dann nämlich, wenn wir unseren Fuß- und Radweg mit Augenmaß einbinden, und nicht mit planerischem Aplomb durch Rampe und einen illuminierten Skywalk.
Dazu scheint mir die Anregung eines Burscheider Bürgers bei der Anhörung am 13. Mai höchst bedenkenswert: Keinen steilen und Sackgassen-artigen Stich auf eine Rampe legen – sondern über eine attraktive Spange quer durch die Innenstadt neuen Durchfluss eröffnen. Das würde die existenten höhengleichen Aus- und Einstiege intelligent und barrierefrei aufgreifen und könnte viele gute Angebote greifbar machen, würde vielleicht sogar unseren trostlos-tristen Markt wachküssen.
Und ein paar weltweite
Sammlerstücke aus früheren Jahren:
Die Mutter aller
[meiner] Leserbriefe:
29.9.1992
Kölner Stadt-Anzeiger; abgedruckt 2.10.1992
Militär; Absage der "V 2 - Gedenkfeier" in Peenemünde (Kölner
Stadt-Anzeiger. v. 29.9.1992)
Hätten wir am
Deutschlandtag die Schöpfer der V 2 hochleben lassen, hätten wir auch die der
Scud mitgefeiert. Die Scud ist wie die Mehrzahl der heute weltweit
ausgerichteten Trägersysteme legitimer Nachfahre der V 2. Scud und V 2 sind
brutale Massenvernichtungswaffen, die unter einem verantwortungslosen Regime
bewußt zum Schaden der Zivilbevölkerung eines anderen Landes entwickelt und
eingesetzt worden sind.
Demgegenüber ist der
vorgebliche Kontext ziviler (!) Raumfahrtforschung, der etwa den jungen Wernher
von Braun begeistert und geblendet haben mag, als Begründung eines V 2 - Festes
geradezu absurd. Die Forschung hat sich gegen diese Wirtschaftsidee im doppelten
Sinne auch ausdrücklich verwahrt.
Der Vorschlag war, wenn
auch der count-down schweren Herzens in letzter Sekunde abgebrochen wurde,
bereits eine verheerende Wunderwaffe gegen das Ansehen des neuen Deutschland im
Ausland und unserer Repräsentanten im Inland.
Und der am weitesten
gereiste Leserbrief:
22.08.1995
NIKKEI WEEKLY, JAPAN; abgedruckt 28.8.1995
Militärpolitik; Bombardierung von Hiroshima und Nagasaki; THE NIKKEI WEEKLY of
August 14, 1995
I refer to reports on WW II and especially to two letters to the editor printed in THE NIKKEI WEEKLY of August 14,
1995. It is my impression that those two letters offer a unilateral and quite
insulting interpretation of the motives behind the drop of atomic bombs onto
Hiroshima and Nagasaki fifty years ago (e.g. N. Hale: "a merciful
decision"). So I would like to show an alternative view:
It is certainly true that Japanese military leaders commenced the
hostilities against the
The echoes of that demonstration of power strongly outlived that event.
We hear them over and over again – from
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